Frauen in der Politik – 100 Jahre Frauenwahlrecht in Sachsen
„Die staatsbürgerliche Befreiung der Frauen ist noch nicht zur Tat geworden. Mit der Verleihung des Wahlrechts allein kann es nicht geschehen sein.“[1]
Was Julie Salinger in den 1920er Jahren im sächsischen Parlamente sagte, ist auch heute in einer Zeit schwindender Wahlbeteiligung sowie dem Aufkommen von Populisten, sog. „Widersachern des Establishment“ und Despoten, wieder hochaktuell. Dabei ist es umso wichtiger, immer wieder die Errungenschaften der Demokratie hervorzuheben und auf den langen Weg hinzuweisen, den unsere heutige demokratische Staatsform der Bundesrepublik Deutschland zurückgelegen musste. Unzählige Menschen haben sich für Werte wie das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht über die Selbstbestimmung der Person und eben auch das Recht aller Menschen egal welchen Geschlechts auf Wahlbeteiligung eingesetzt. Die Frauenbewegung hat hier Großes bewirkt, ist Teil des Ganzen.
So vielfältig sich die organisierte Frauenbewegung im 19. Jahrhundert gestaltete, so gemein war ihr doch die allgemeine Forderung nach mehr politischer Teilhabe. Von ganz unterschiedlichen philosophischen, gesellschaftspolitischen und kulturellen Ausgangspunkten ausgehend, fanden sich viele Vertreterinnen in der Forderung des Wahlrechts für Frauen wieder. Diese Forderungen waren jedoch kein Novum der Historie. Ganz im Gegenteil lassen sie auf eine Tradition unkonventioneller und mutiger Menschen zurück blicken, die sich für eine größere gesellschaftliche Teilhabe von Frauen einsetzten.[2] Welchen Weg die Vorkämpfer_innen für das sog. Frauenwahlrecht zurücklegten, welchen Ideen sie folgten, welche Diskurse sie begleiteten oder von ihnen ausgingen, dem soll die Ausstellung „100 Jahre Frauenwahlrecht in Sachsen“ nachgehen. Aber sie soll auch Akteurinnen der Region sichtbar machen.
Wie dem Titel zu entnehmen ist, richtet die Ausstellung ihren Focus auf die Region Sachsen, das historisch gesehen einen eigenen Weg in der Umsetzung des Frauenwahlrechts ging. Dresden hatte mit der Gründung des ersten Frauenrechtsschutzvereins eine Vorreiterinnenrolle. Ein großes Thema dieses Vereins war das sog. Frauenstimmrecht. Mit Marie Stritt, Louise Otto-Peters und weiteren prominenten Frauen der ersten Frauenbewegung weist Sachsen eine solide historische Basis zur Umsetzung von gleichstellungspolitischen Forderungen und Errungenschaften, wie z. B. das heutige gleiche Recht für alle Staatsbürger*innen auf Wahl. Aber auch die politische Partizipation der Frauen nach der Erringung des Wahlrechtes soll die Ausstellung thematisieren. Das Ziel der Ausstellung ist es, an die Frauen und ihre Leistungen zu erinnern sowie auf 100 Jahre weibliche Teilhabe an der sächsischen Politik aufmerksam zu machen. Sie soll damit die Stärken demokratische Prozesse aufzeigen und betonen wie wesentlich das Recht auf Mitgestaltung einer Gesellschaft ist.
Die aktuelle Situation im Vorfeld der Landtagswahl 2019 und die komplexe politische Lage in Sachsen, eben auch die oftmals kritische Sicht auf gleichstellungspolitische Vorhaben/ Belange und deren Umsetzung, machen auch eine Auseinandersetzung mit der historischen Vergangenheit, mithin dem Ausstellungsthema notwendig.
Die Ausstellung findet voraussichtlich im Januar/Februar 2019 statt wird 2018 thematisch eingeleitet durch das Themenjahr des Frauenstadtarchivs Dresden (FSA) „Frauen in der Politik“ mit verschiedenen Veranstaltungsformaten (Film, Vorträge etc.).
Unsere Veranstaltungen zum Themenjahr:
Vortrag
8. März 2018, 18:00 Uhr
Referentin: Magdalena Gehring, M.A.
Thema: „Und ich bin nichts als ein gefesselt Weib!“ (?) – Frauen in der Revolution von 1848/49
Ort: FrauenBildungsHaus Dresden e.V.
Hier gehts zu mehr Informationen zur Ausstellungseröffnung
Interesse an der Ausstellung? Dann hier entlang…
[1] Julie Salinger, Berichte des Landtags, Verhandlungen des Sächsischen Landtages 1920/22, S. 1195f.
[2] Gut zu verfolgen in: ROSENBUSCH, Ute: Der lange Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland, Baden-Baden 1998. Bzw. VOGEL, Lutz: Leben und Wirken der ersten Parlamentarierinnen im sächsischen Landtag 1919-1933 [Magisterarbeit], Dresden 2006.